„Ich liebe die Gegenwart“

von

Pater Meinrad Dufner OSB ist Maler, Autor und Mönch in der Abtei Münsterschwarzach. Ein Atelierbesuch.

2/2021

„Bilder müssen sterben“, sagt Pater Meinrad Dufner, während er energisch mit den Füßen auf den Boden stampft. „Es geht nicht um das schöne Bild, es geht um den inneren Weg. Es ist ein Prozess vom Suchen und Finden“, fährt er etwas bedächtiger fort.

Der Benediktinerpater trägt Arbeitshose, Wanderschuhe und einen Fleece-Pullover; von einem Habit ist nichts zu sehen – zu unpraktisch: „Ich muss die Farbe ja nur ansehen, schon ist sie auf meiner Hose“, sagt er. Pragmatisch ist Pater Meinrad auch sonst unterwegs: „Was nicht passt, wird passend gemacht“, so geht sein Motto. Etliche Kunstwerke an den Wänden erzählen von seinem Schaffensdrang, so brauchen die Arbeiten keinen Extraplatz zur Lagerung und können sich der menschlichen Aufmerksamkeit sicher sein. Zeichnungen, Skizzen, Werkstoffe, Collagen – alles stapelt sich auf den Tischen, Hockern und Ablagen, auch auf dem Boden finden sich Zeichnungen. Jeden Tag sieht es anders aus in seinem Atelier.

Mit welchen Techniken arbeitet der Künstler vorzugsweise? „Alles, außer Schweißen, das kann ich noch nicht“, sagt er gut gelaunt. Die Werke bestätigen es: neben dem Flügel steht eine Steinskulptur, rechts neben dem Eingang verschiedenste Büsten aus Gips, Plastik, Holz. An der Wand im hinteren Zimmer dominiert ein großes, abstraktes, sehr schwarzes Gemälde. Farbenfroh hatte er es zunächst  begonnen und anschließend übermalt. Ein Filmprojekt dokumentierte es. Dem studierten Theologen ist das nicht heilig.

Durch einen Zufall begann Dufner 1974 Kunst am Gymnasium der Abtei zu unterrichten; ohne jegliches Vorwissen. Das Buch, das man ihm gab, interessierte ihn wenig, die Bilder dafür umso mehr. Heute steht es in seinem raumhohen Bücherregal. Eines der schönsten Komplimente, die er als Lehrer erhalten habe, sei der Satz seiner Schüler gewesen: „Wir haben in Ihrem Unterricht gar nicht gemerkt, dass wir eigentlich gar keine Lust hatten.“ Er habe gemeinsam mit den Schülern gearbeitet, nicht gegen sie. „Selber probieren und verstehen lernen“ war einer seiner Glaubenssätze – und ist es noch heute. Lehrer am Gymnasium ist er nicht mehr, sein Wissen gibt er jetzt anderweitig weiter: In Büchern, Kreativkursen in der Begleitung Geistlicher, in Ausstellungsführungen und Werkstatttagen, in denen Kunst mit Spirituellem eine Verbindung eingeht.

Was ihn sonst noch begeistert? Neue Projekte und Ideen! Pater Meinrad studiert sein Gegenüber mit großen, aufmerksamen Augen. Die Gedanken fließen aus dem Mönch nur so hinaus. Im Hintergrund ticken Wanduhren, ihre Geräusche beruhigen ihn, erklärt er. Auf die Zeit schaut er dagegen kaum, die Glocken der Abtei verraten sie ihm.

Die Gegenwart mache ihn glücklich, sagt er nach einer langen Stille. Diese Pausen sind typisch für ihn, kein Wort spricht er unbedacht und nimmt doch kein Blatt vor den Mund. Es ärgert ihn, dass manche Mitbrüder seine Handschrift bemängeln, die auf den Schildern neben einer kleinen Ausstellung von Messkelchen im Kreuzgang in der Fastenzeit zu finden sind. „Sie sollten lieber die Schönheit der Kelche begreifen, ihre Sprache verstehen“, klagt er.

Pater Meinrad ist ein Vielleser, weniger Sachbücher als Lebensgeschichten sind seine Leidenschaft. Wie auch Gespräche führen, beobachten – suchen und finden. Auf seinem Lebensweg möchte er weiterfinden, der Prozess sei noch lange nicht abgeschlossen.  //