Taufe
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Die Zahl der Eltern in Deutschland, die für ihre Kinder auf das christliche Ritual verzichten, steigt ständig. Welchen Wert hat die Taufe heute noch?

2/2023

Foto: Hessam Nabavi / Unsplash

Es war im dritten Jahrhundert nach Christus, als ein jüdischer Prophet namens Johannes anfing, die Menschen mit Wasser aus dem Jordan in einer Art Reinigungsritual zu taufen.

Damals wurden vor allem Sterbende getauft, irgendwann hielt die Erbsünde Einzug ins frühe Christentum, da konnte nur noch die Nähe zu Gott helfen. Und die war nur in der Zugehörigkeit zur Kirche zu erfahren: in Form der Taufe.

In Zeiten der hohen Säuglingssterblichkeit sollten die Kleinen zudem rasch nach der Geburt getauft werden, denn wer im Zustand der Erbsünde stürbe, dem drohe die ewige Verdammnis, so hatte das Baseler und Florenzer Konzil im 15. Jahrhundert entschieden: Kleinkinder waren davon zwar ausgenommen, aber sie konnten nicht in den Himmel kommen, landeten angeblich im Limbus, einer Zwischenwelt.

Noch in den 50er-Jahren rief der Vatikan Hebammen dazu auf, Neugeborenentaufen unverzüglich vorzunehmen. Bei Risikoschwangerschaften sollten Taufen durch Injektionen von Weihwasser durchgeführt werden.

Heute geht selbst die Theologie deutlich entspannter an das Thema Taufe heran. Was das Für und Wider angeht, existieren unterschiedliche Lager: Für jene Menschen, die an den christlichen Gott glauben, ist es selbstverständlich, ihr Kind taufen zu lassen. Sie wähnen es dadurch eingebettet in einen kulturellen Rahmen mit schönen Ritualen und erhoffen sich einen gewissen Schutz für das Kind. 

Und dann sind da die Gegner, Atheisten zumeist. Wer an keinen Gott glaubt, für den macht die Taufe keinen Sinn. Sie kommt in ihren Augen einem Hokuspokus gleich.

Sogenannte Agnostiker positionieren sich meist irgendwo dazwischen: Sie fragen sich, ob ihr ungetauftes Kind irgendwelche Nachteile erfährt im späteren Leben. Oder beschließen, dass es erst einmal erwachsen werden soll, um sich dann selbst dafür oder dagegen zu entscheiden. Ihr Argument ist die nicht von der Hand zu weisende, kindliche Religionsunmündigkeit.

Längst ist die Taufe kein gesellschaftliches Muss mehr: In Deutschland wurden im Jahr 2021 141.000 Menschen katholisch getauft, gerade mal 82.000 evangelisch. Vor 50 Jahren waren es mehr als doppelt so viel.

Wer heute sein Kind taufen lässt, sollte sich vorher gut damit auseinander setzen.

Die Taufe in der katholischen Kirche ist keine Kleinigkeit, sie gehört neben der Erstkommunion und der Firmung zu den sogenannten Initiationssakramenten, die von einem Priester oder Diakon gespendet wird, in Notfällen kann es von jedem anderen Menschen übernommen werden. Dreimal gießt der Taufspender geweihtes Wasser über den Kopf des Täuflings und spricht dabei die Formel: „Ich taufe Dich im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Zuvor haben die Eltern und Taufpaten ihren Glauben bekannt und ihren Willen, das Kind im katholischen Glauben zu erziehen.

Dieses Ritual ist ja nur der erste Schritt, ohne ein religiös geprägtes Leben der Eltern bleibt das Ganze bloß eine Zeremonie.

Dennoch wirkt die Taufe als lebenslanges Eingebundensein in eine Glaubensgemeinschaft und verpflichtet den getauften Erwachsenen zur Zahlung von Kirchensteuer. 

Haben Eltern selbst nichts mit Kirche zu tun, wäre es sogar unethisch, ihr Kind taufen zu lassen, bloß, „damit es dazu gehört“. In manchen ostdeutschen Regionen, in denen häufig noch die Jugendweihe gefeiert wird, fällt ein Kind sogar auf, wenn es getauft ist.

Die Taufe gehört zu den großen Riten, die das Leben strukturieren, die Getauften werden in eine Religion hineinsozialisiert, erlernen sie nicht neutral-wissenschaftlich. Kirchliche Gemeinschaft vermittelt Wissen über die uralte, christliche Kultur, auf deren Säulen unser gesellschaftliches Leben ruht.

Alles in allem existieren keine gravierenden Unterschiede im Leben eines getauften zu dem eines nicht getauften Kindes, abgesehen davon, Ministrant und Erstkommunionskind werden zu können, zwei schöne, die Kindheit prägenden rituellen Erfahrungen.

Es ist allein der Glaube oder Nichtglaube der Eltern, der entscheiden sollte.  //