1/2022

Weil wir lieben!

Ein Frauenheft

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Editorial

Fundstücke Hier passiert es

Kolumne Was ich liebe

Umfrage Was hält Sie noch in der Kirche

Essay Die neue Weiblichkeit

Feminismus Die Theorie der Julia Kristeva

Porträt Monika Rydz singt

Typologie Die Formen der Frauen

Partnerschaft Beate und Ulrich Heinen

Gesellschaft Blondinen sterben aus

Frauen und Kirche Schwester Katharina Ganz

Wissenschaft Alle Formen der Liebe

Spiritualität Beten ohne Gott

Innovation Muss das Christentum verändert werden

Prävention Katja Birkner übernimmt ein schwieriges Amt

Nichtbinär Marieke Lucas Rijneveld schreibt

Preisrätsel Wo liegt der Pilgerweg?

Sachbuch Pauline Harmange hasst Männer

Musik Susanna Mälkki dirigiert

Kulturgeschichte Das Heilige und das Nackte

Fotografie Katharina Gebauer plant ein Klosterbuch

Literatur Die Sprachwucht der Tove Ditlevsen

Interview Brigitte Schmitz-Kunkel trifft Bettina Flitner

Kultur Bücher / Kunst / Filme

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

„Heilig“, ein Begriff, der sich ins Säkulare zu verflüssigen scheint. Kunst, Tai Chi, Diego Maradona: der Heiligenschein baut sich über allem und jedem auf. Heilig ist ein beliebtes Wort, das unserem profanen Alltag Zauber, Tiefe und Rätselhaftigkeit verleiht. Nur in der Kirche folgt das Heilige einer nennenswerten Dramatik: Heilige Schrift, Heiliger Geist, Heiliger Vater, die Sakramente und die ungezählten Heiligen, die einmal als Menschen Gottes Erde bevölkerte, gehören in diese Kategorie. Heilig ist das eigentlich Unbenennbare, das Tabu. Inhalte und Bewohner des Heiligen sind dem Zugriff des Menschen entzogen und geschützt durch kategorische Ge- und Verbote – nicht nur im Christentum.

Weil sich heute alles „spirituell“ aufladen und damit sakralisieren lässt, kann die Frage nur lauten: zeigt sich im sogenannten Heiligen ein universeller Geist oder zeigt er sich nicht?

Es geht dabei um mehr als ein subjektives Empfinden: Vielmehr geht es darum, ob eine Gesellschaft ohne die Kategorie des Heiligen überhaupt eine Ethik zementieren kann, die das heutige Leben mit all seinen Extremen zu bändigen weiß. Die Rede vom Heiligen ist also gerade nicht ein verstaubtes, rückwärtsgewandtes Streben von traditionellen Frömmlern, sondern benennt eine Sehnsucht, die vielen Menschen innewohnt.

Das Heilige ist ein Wert, der rational nicht erklärt werden kann, aber womöglich versteht ihn die Seele. Dann nämlich, wenn sie es spürt: das Erschauern vor der Heiligkeit eines Augenblicks.

Eigentlich würde jetzt die närrische Zeit Menschen zum organisierten Frohsinn verleiten. Eigentlich! Aber auch im Jahr 2021 ist alles anders. Wir werden sehen, wie lange noch.

Bleiben Sie heiter – auch in diesen schwierigen Zeiten, und genießen Sie die Lektüre einer diesmal sehr heiligen Ausgabe.

Ihre Brigitte Haertel